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Fahrzeugkalkulation - von den wahren Kosten und den wahren Werten eines Kfz

Um die wahren Kosten und den wahren Wert eines Kfz zu ermitteln, müssen zuerst alle Einflußgrößen bekannt sein.

Der Einfachheit halber geht diese Kalkulation von einem Neufahrzeug aus. Der Kaufpreis ergibt sich aus Listenpreis minus Rabatt/Nachlaß. In der Regel liegt der Rabatt/Nachlaß bei Barzahlung bei ca. 10% bis 20% des Listenpreises.

Die Lebensdauer eines Autos liegt (statistisch betrachtet) bei etwa 13 bis 15 Jahren. Genaue Zahlen hierüber sind nicht bekannt. Das Kraftfahrbundesamt (http://www.kba.de ) unterscheidet seit 2007 vorübergehende Stilllegungen nicht mehr von Außerbetriebsetzungen.1)
Jedoch zeigte sich von 2000 bis 2006 ein Trend von 11,6 Jahren hin zu 12,0 Jahren. 2006 wurden insgesamt 3.202.093 Fahrzeuge gelöscht. Bezogen auf das Jahr der Erstzulassung ergibt sich folgendes Bild:

Jahr der ersten Zulassung Anzahl der Löschungen in 2006 Prozent von Gesamtlöschungen in 2006 Prozent von Gesamtlöschungen in 2006, gruppiert
2006 26.546 0,83 % 34,96 %
2005 69.022 2,16 %
2004 146.904 4,59 %
2003 113.880 3,56 %
2002 124.942 3,9 %
2001 134.102 4,19 %
2000 113.570 3,55 %
1999 121.871 3,81 %
1998 129.988 4,06 %
1997 138.678 4,33 %
1996 159.793 4,99 % 40,85 %
1995 167.150 5,22 %
1994 188.488 5,89 %
1993 209.834 6,55 %
1992 279.004 8,71 %
1991 303.762 9,49 %
1990 217.998 6,81 % 24,19 %
1989 168.492 5,26 %
1988 120.252 3,76 %
1987 97.895 3,06 %
1986 57.090 1,78 %
1985 33.577 1,05 %
1984 20.357 0,64 %
1983 15.109 0,47 %
1982 9.464 0,3 %
1981 5.935 0,19 %
1980 4.254 0,13 %
1979 3.748 0,12 %
1978 2.871 0,09 %
1977 2.070 0,06 %
1976 1.540 0,05 %
1975 1.288 0,04 %
1974 1.099 0,03 %
1973 1.441 0,05 %
1972 1.452 0,05 %
1971 1.228 0,04 %
1970 998 0,03 %
1969 771 0,02 %
1968 685 0,02 %
1967 und früher 4.945 0,15 %
Insgesamt 3.202.093 100 %
1) Das tatsächliche, durchschnittliche Alter der Fahrzeuge bis zur endgültigen Stilllegung kann leider nicht mehr ermittelt werden. Entsprechend der Fahrzeug-Zulassungsverordnung sind die vorübergehenden Stilllegungen seit 2007 in den Außerbetriebsetzungen (ehemals Löschungen) enthalten. Diese "temporären" Außerbetriebsetzungen werden zumeist beim Autohandel erzeugt und sind nicht besonders gekennzeichnet. Durch den relativ hohen Anteil (ca. 60%) lassen sie keine verlässliche Berechnung des "Lebensalters" der Fahrzeuge zu.

<http://www.kba.de/cln_015/nn_125264/DE/Statistik/Fahrzeuge/Ausserbetriebsetzungen/ausserbetriebsetzungen__node.html?__nnn=true#rechts>, 07.07.2010, 12:34:35 Uhr

D. h. in den ersten 10 Jahren werden bereits knapp 35% der Fahrzeuge gelöscht. In den meisten Fällen dürfte es sich dabei wohl um Unfallfahrzeuge handeln. Im Alter von 10 bis 15 Jahren werden 40,85% der Fahrzeuge gelöscht, danach noch 24,19%.

50% aller Fahrzeuge sind nach 12 Jahren bereits gelöscht. Mit diesen Zahlen und den eigenen Beobachtungen, erscheint eine durchschnittliche Lebensdauer von 15 Jahren als sehr realistisch (ohne Unfallfahrzeuge!).

Was die Kilometerleistung angeht, so ist von einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 10.000 km bis 15.000 km auszugehen. Nach dem Artikel "Kilometerschwund" (unter <http://www.autobild.de/artikel/studie-zur-fahrleistung-der-deutschen_56913.html>, am 13.05.2010, 15:05 Uhr) lag die durschnittliche Jahresfahrleistung 2005 bei 12.660 Kilometer.

Die Wartungskosten (Inspektionskosten) packt man sinnvollerweise mit den Verschleißkosten zusammen. Hier wäre es angebracht, leider aber auch sehr umfangreich, die Zusammenhänge und Bedeutungen zu erläutern. Was bedeutet eigentlich "Verschleiß"? Nach Wikipedia (vom 07.07.2010, 15:35 Uhr): "Der Verschleiß (Abnutzung) ist der Masseverlust (Oberflächenabtrag) einer Stoffoberfläche durch schleifende, rollende, schlagende, kratzende, chemische und thermische Beanspruchung." Was verschleißt bei einem Auto? Im Prinzip schon einmal alle bewegten Teile. Selbst die Türscharniere unterliegen dem Verschleiß. Doch die meisten Teile halten ein (normales) Autoleben lang. Daneben "verschleißen" aber auch Zündkerzen, das Motorenöl, der Katalysator u. a. Also auch Teile, die sich nicht bewegen. Die Abgrenzung ist teilweise etwas schwierig. Das Motorenöl verschleißt nicht, man spricht eher von Alterung. Aber diese Alterung ist auch Fahrleistungsabhängig. Also zählt es einerseits zu den "variablen" Kosten, ist also abhängig von der Laufleistung, anderseits ist die Alterung aber auch von der Einsatzdauer abhängig. Zum anderen gibt es "Verschleißkosten", die so selten anfallen, teilweise gar nicht während eines Autolebens, daß man diese Kosten auch nicht als Verschleißkosten werten möchte. Beispiel: eine Lichtmaschine, die nach 13 Jahren und 200.000 km kaputt geht. Sind dies nun Verschleißkosten oder Reparaturkosten? Sinnvoll - und hier angewendet - ist folgende Definition: Verschleißkosten sind regelmäßige, in kurzen Zeiträumen sich wiederholende Kosten. Beträgt die Lebensdauer mehr als 5 Jahre oder 50.000 km, dann zählen die entstehenden Kosten zu den Reparaturkosten. Auch dann, wenn diese Kosten durch Verschleiß entstanden sind. Die Kosten für Wartung und Verschleißteile können sehr stark variieren. Man denke nur an sündhaft teure Breitreifen mit einer super Bodenhaftung und hohen Verschleiß, gegenüber billigen Reifen der Standardbreite, die eine sehr schlechte Bodenhaftung haben, aber auch nur wenig verschleißen. Als Durchschnittswert werden für Wartung und Verschleißteile 250 Euro pro Jahr angesetzt, die für eine Lebensdauer von 15 Jahren 14 mal anfallen.

Die Reparaturkosten sind auch ein schwierig zu kalkulierender Posten. Da entsprechend der Definition für Wartung und Verschleiß die Reparaturkosten auch "Verschleißkosten" enthalten, sofern diese immer erst nach mehr als 5 Jahren bzw. nach mehr als 50.000 km auftreten, sind diese entsprechen großzügig auszulegen. Insgesamt ist - für die anzunehmende Lebensdauer von 15 Jahren - von ca. 10% bis 20% des Neupreises auszugehen. Die Reparaturkosten sind jedoch nicht gleichmäßig verteilt. In den ersten drei Jahren sollten hier keine Kosten entstehen. Zum Ende hin werden die Reparaturkosten jedoch immer höher. Was so alles anfällt? Z.B. Starterbatterie, Auspuff, Stoßdämpfer, Bremsscheiben, Zylinderkopfdichtung, Zahnriemen, Karosseriearbeiten/Korrosionsschäden, Teile der Fahrwerksaufhängung, Lichtmaschine, Anlasser, Kühlsystem (Schläuche und Kühler), Klimaanlage, Steuergerät, Einspritzanlage usw. Oftmals sind die Bauteile gar nicht so teuer. Doch der Arbeitsaufwand - und damit die Arbeitskosten - sind nicht zu unterschätzen. Stand 2010 dürfte eine Arbeitsstunde in einer Kfz-Werkstatt etwa 60 bis 80 Euro kosten.

Die technischen Untersuchungen (HU [TÜV] und AU) sind (Stand 2010) erstmalig nach drei Jahren, danach alle zwei Jahre fällig. Für ein fünfzehnjähriges Autoleben bedeutet dies: 3, 5, 7, 9, 11, 13, also 6 Untersuchungen. Wenn man es kurz vor dem Verschrotten noch einmal versucht, hat man 7 Untersuchungen.

Versicherung und Steuer ist von derart vielen Variablen abhängig, dass hier kein Versuch unternommen wird, einen begründeten Betrag anzugeben.

Auch beim Kraftstoffverbrauch gibt es eine große Bandbreite. Für "normale" Autos klingt aber ein Verbrauch von 6 l/100 km als sehr plausibel.

Die Kraftstoffkosten (also Kosten pro Liter) sind ständig in Bewegung. Stand Juli 2010 sind 1,40 Euro/l ein realistischer Wert.

Und was kann man nun mit den gegebenen Daten anfangen? Über den Link Fahrzeugkalkulation.xls können Sie eine Excel-Datei (im Format Excel 97) herunterladen. Diese Datei biete ich zum freien Download an. Die private Nutzung ist erlaubt, kommerzielle Nutzung untersagt. Die Tabelle ist (ohne Kennwort) geschützt, um unabsichtliches Überschreiben der Formelzellen (gelb formatiert) zu verhindern. Ansonsten können die nicht-gelben Zellen editiert werden. D. h. man kann eigene Zahlenwerte eintragen, und so verschiedene Ansätze durchspielen. Hier zwei Abbildungen der Datei.

 

Screenshot der Seite 1 der Kalkulationsdatei

Screenshot der Seite 1 der Kalkulationsdatei