Lifetime-Monitoring oder auch Lebensdauerbetrachtung
Was hat es mit Lifetime-Monitoring oder auch Lebensdauerbetrachtung auf sich? Die Lebensdauer ist ein wesentlicher Faktor bei der Frage nach der Wirtschaftlichkeit.
Beispiel: Zwei Waschmaschinen scheinen in ihren Werten sehr vergleichbar. Die eine kostet 1.200 Euro, die andere nur 800 Euro. Klarer Fall? Mitnichten! Wenn die Maschine für 1.200 Euro nach 20 Jahren verschrottet werden muß, die Maschine für 800 Euro aber bereits nach 12 Jahren, so kostete die "teure" Maschine 1.200 Euro / 20 Jahre = 60 Euro / Jahr, die "billige" Maschine kostete aber 800 Euro / 12 Jahre = 66,66 Euro / Jahr.
In der Wirtschaft spricht man gerne von TCO (Total Cost of Ownership = Gesamtbetriebskosten). Im obigen Beispiel mit den Waschmaschinen wären also auch noch die Kosten für Strom und Wasser - evtl. auch noch dem Waschmittel - zu berücksichtigen.
Es ist allerdings keine exakte Wissenschaft, da die Lebensdauer in der Regel nicht bekannt ist. Man trifft Annahmen, ohne zu wissen, ob diese auch so eintreffen. Hier setzt man meist auf Erfahrungswissen. Um aber möglichst genaue Aussagen treffen zu können, müssen auch entsprechende Informationen vorliegen. Gerade Privathaushalte tun sich hier schwer. Hersteller die vor 10 Jahren noch qualitativ hochwertige Geräte verkauft haben, stellen heute nur noch Schrott her. Marken, die vor wenigen Jahren noch Billiggeräte herstellten, liefern heute durchaus akzeptable Qualität ab. Aber der komplette Markt ist intransparent.
Schon aus den Verkaufszahlen wird teilweise ein großes Geheimnis gemacht. So ist völlig unklar, welcher Hersteller in welcher Stückzahl z. B. seine hergestellten Waschmaschinen in Deutschland verkauft hat. Die Zahlen werden von der GFK erhoben und den Herstellern zur Verfügung gestellt. Die Hersteller verpflichten sich im Gegenzug, diese Zahlen nicht weiterzugeben. Beziehen kann ein jeder diese Zahlen von der GFK - allerdings gegen entsprechende Bezahlung und unter der Auflage diese Zahlen nicht zu veröffentlichen oder weiterzugeben. Somit sind schon die Absatzzahlen der Geräte ein großes Geheimnis, ganz zu Schweigen von den verkauften Ersatzteilen.
Durch die Elektroschrottverordnung könnten natürlich Zahlen erfasst werden, welche Geräte in welchem Jahr in welcher Stückzahl dem Recycling zugeführt wurden. Auch dies könnte helfen, allerdings werden diese Daten nicht erfasst.
Was bleibt, wäre eine Erfassung beim Verbraucher. Möglich wäre, Verbraucher registrieren auf einer Plattform ihre gekauften Geräte. Alle drei Monate werden sie aufgerufen, einen entsprechenden Fragebogen auszufüllen (Zufriedenheit mit dem Gerät, aufgetretene Mängel, Nutzungsgewohnheiten der letzten drei Monate, Verschrottung). Bei einer genügend hohen Zahl der Mitmacher (ca. 100 pro Gerät), ließe sich so eine statistische Aussage zur Qualität treffen. Die so gewonnenen Daten würden - entsprechend aufbereitet - dem Verbraucher wichtige Hinweise geben.
Aber gibt es dies nicht schon über entsprechende Bewertungsplattformen? Nein. Der Unterschied liegt in der Betrachtung über einen langen Zeitraum. Bei den vorhandenen Bewertungsmöglichkeiten handelt es sich in der Regel um eine Momentbetrachtung, kurz nach dem Erwerb eines Gerätes.
Allerdings sind die Hürden zum Aufbau solch einer Plattform für "Lifetime-Monitoring" nicht zu unterschätzen. Auch der Aufwand eine entsprechend hohe Nutzerzahl zu erzielen ist enorm. Sinnvoll wäre eine Umsetzung durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz. Aber solch ein sinnvolles Instrument würde wohl kaum durch die Politik gefördert.